Netzwerke und Seilschaften

Der große Betrug mit der "Zeitungsseite"


4.11.2002

2.5.2001
Den folgenden Artikel darf ich mit freundlicher Genehmigung der Autorin, Heike Stüben, hier veröffentlichen.

Der Artikel erschien in den "Kieler Nachrichten" (http://www.kn-online.de/htm/nav_home/frame_home_nojava.htm) vom .........
(Hervorhebungen von mir)


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Der Werbebrief

Mir liegt ein solches Werbeschreiben vor. Es ist ein "Lang-DIN-Umschlag" mit Maschinen-geschriebener oder gedruckter Empfänger-Adresse. Die Absender-Adresse fehlt.

Inhalt ist eine Zeitungsseite, im üblichen Zeitungsformat : "Abendpost- Ausgabe Süd", datiert auf den 30.1.2001, Seiten 19 und 20.

Auf "Seite 19", deren Nummer außen sichtbar ist, eine ganzseitige 4-Farb-Werbung für Noni, marktschreierisch und durch und durch verlogen:

"Nie mehr krank! Frei von Schmerzen!
Das Wunder der Südsee
NONI die heilende Frucht des Lebens!"

Auf der Zeitungsseite ist ein kleiner "Post-it"-Zettel :

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Analyse

Frankiert ist der Brief mit 47 Pfennig, was ihn schon von daher als reine Massensendung ausweist.

Weitaus interessanter sind 2 andere Details : Das Zeitungsblatt selbst und dann seine Rückseite. Das Blatt kann so nicht in einer echten Zeitung gewesen sein. Wenn man ein normales gefaltetes Blatt Zeitungspapier zerreißt, reißt es immer in langen Rissen. Das vorliegende Blatt ist aber zackig gerissen, wie ein Blatt aus einem geklebten Block. Es wird also ein Ausriß vorgetäuscht.

Nachdem klar ist, daß es sich um keine echte Zeitungsseite handeln kann, beschäftigen wir uns mit der Rückseite. Hier finden sich keine Tages- oder sonstige Meldungen, sondern eine Reklame, ebenfalls ganzseitig : Werbung für Mazola Speiseöl.

Eine Nachfrage beim Hersteller des Öls, der Firma Bestfood GmbH (http://www.bestfood.de) ergibt :

Die Werbung für Mazola ist gefälscht. Es wurde eine existierende Werbung eingescannt, aber wegen der Mängel im Scan retuschiert, wobei beim Text Fehler gemacht wurden. Diese gefälschte Reklameseite wurde nicht nur bei Noni, sondern auch bei anderen Produkten als Rückseite verwendet. Auflage laut Kriminalpolizei Gifhorn: rund 1/2 Million Stück! Bestfoods hat bereits im Februar 2001 eine Unterlassungserklärung gegen die Betrüger durchgesetzt.

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Kaffee

Die Werbemethode mit den "ausgerissenen" Zeitungsseiten und handschriftlichen Aufklebern ist auch von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V. beschrieben, deren Meldungen ich hier freundlicherweise wiedergeben darf :

Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V. betreibt eine eigene Web-Site und ist erreichbar unter:

Zu den Betrugen mit Noni heißt es bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt:

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Berry Trim Plus

Viola Schenz schrieb in der "Süddeutschen Zeitung" vom 04.01.2001 (Panorama) über einen weiteren Betrugsfall:
(Hervorhebungen von mir)

Die Zeitung "Tagesanzeiger" gibt es natürlich nicht. Als Druckort der Zeitungsblätter vermutet ein Redakteur des "Siegener Anzeigers" nach seinen Recherchen eine Druckerei im Raum Siegen. Wert des Auftrags: mehreren 100.000 DM.

Die Zettelchen schrieben den gleichen Recherchen zufolge Studenten und Hausfrauen in Heimarbeit; die Privatanschriften stammten aus einer der unzähligen kursierenden Adressendateien.

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Weitere Diebstähle

Der Druck einer halben Million Blatt alleine für die erste Aussendung im Fall Gifhorn beweist, daß es sich um Betruge in Millionenhöhe handelt. Alleine das Porto für eine Aussendung beträgt rund 1/4 Mio DM! Strafen für Unterlassungserklärungen zahlen solche Ganoven aus der Portokasse. Werden sie in einem Fall erwischt, wechseln sie das Objekt - und weiter geht's!

Im Fall von Noni war das nächste Opfer die Parfümerie Douglas, deren Werbung für weitere Rückseiten der "herausgerissenen" Zeitungsseiten mißbraucht wurde. Auch die RWE AG in Essen zählt zu den Opfern...

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Telefon-Versand

In der "herausgerissenen" Zeitungsseite ist angegeben eine

Man sollte erwarten dürfen, daß heute (2.5.2001) nach der Unterlassungserklärung von Anfang Februar 2001 diese Firma inzwischen von der Polizei ausgehoben wäre. Weit gefehlt! Es meldet sich ein "Bestell-Service". Die "Gesundheits-Kapseln" (die Noni-Kapseln, deren Verkauf verboten ist! Der deutsche Zoll beschlagnahmt die Warensendungen!), heißt es, seien "nicht mehr im Lager". "In 1-2 Wochen" könne ich aber wieder nachfragen...

Auf meine Frage nach anderen Produkten wird mir angeboten: "OPC", eine "4- Monats Vollkurs"-Packung (was immer das sein mag...) zum Preis rund 168 DM. Die Beschreibung ist wie üblich blumig, abenteuerlich - und überhaupt, es dient ja der Gesundheit...

Bestellen kann man auch, geliefert wird "in 6-10 Werktagen per Nachnahme". In Deutschland ist die Firma nicht. Die Telefonnummer ist lediglich eine Telefonschaltung. Postanschrift des Versenders ist:

Die sei für das "OPC". Antwort auf die Frage nach der Adresse des Lieferanten für die Noni-Kapseln:

Welch seltsame Fügung...

Nutznießer des Betrugs ist ganz eindeutig der Versender. Wer sollte sonst mehrere Hunderttausend Mark alleine für Porto ausgeben, wenn nicht der Nutznießer dieser Aktionen?

Nachdem aber schon im Februar die Erklärung zur Unterlassung des Mißbrauchs der Mazola-Werbung unterschrieben wurde, sollte man erwarten dürfen, daß den Verantwortlichen der Laden von der Polizei geschlossen worden wäre. Doch, wie man sieht...

Es macht wenig Sinn, über diese Dinge zu grübeln und zu lamentieren, wenn nicht die Justiz solche Betrüger endgültig "aus dem Verkehr zieht". Dafür zu sorgen ist Aufgabe der Politik!

Aribert Deckers


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