Das Schrotgewehr Gottes

21.1.2002

Klinikärzte, also die, die die vielen Operationen machen, sind schlimm dran: Stunden, Stunden, Stunden - und immer Angst wegen des Arbeitsvertrags, der Prüfungen, und davor, bei einer Operation mal eine Naht, einen Tupfer oder was anderes im Patienten zu vergessen.

Wären die nicht so müde, wäre alles viel leichter. Aber, wie die Dinge nun mal liegen, müssen sie Stunden schieben. 36 Stunden und mehr. Angeblich gibt es das alles natürlich nicht, weil sie Ruhepausen haben. Aber in denen gibt es anderes für sie zu tun...

Wären die nicht so müde, würden viele Fehler nicht geschehen. Natürlich, sagen Sie, müssen die dann eben weniger arbeiten. Die Patienten sollen doch eine gute medizinische Versorgung haben.

Gibt es aber nicht. Für die meisten reicht es doch auch. Aber nicht für Alle. Ab und zu gibt es eben einen Fehler - und dann einen Patienten weniger. Wenn nicht ganz weniger, dann kostet der Restpatient die Versicherungen ein bißchen Geld.

Dank Statistik kann man das wunderbar ausrechnen. Um die Ausreißer zu verhindern, müßte man bei JEDEM Patienten mehr Arzt und mehr Zeit investieren. Das kostet bei JEDEM Patienten. Macht Millionen und Millionen Mark, Euro, Dollars. Die Ausreißer machen zwar Ärger, sind aber viel billiger als eine gute medizinische Versorgung Aller.

Mal ehrlich, würden Sie so viel mehr bezahlen wollen für Ihre Krankenversicherung, nur weil es da hier oder da mal jemanden erwischt im Krankenhaus? Nein, wollen Sie natürlich nicht.

Das ist zwar nicht nett, aber ökonomisch. Weil die menschliche Rasse wegen der paar Ausreißer auch nicht ausstirbt, ist alles im grünen Bereich.

Im Voraus weiß natürlich niemand, wen es bei diesem Verfahren erwischt. Wir haben es deshalb das Schrotgewehr Gottes genannt: Es schießt in die Luft - und irgendwo auf der Erde fällt einer um. Große Streuung. Reine Statistik...

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil es heute Sie getroffen hat, Gottes Schrotgewehr. So, gleich wird es dunkel; da kommt noch der Deckel auf den Sarg. Und dann is a Ruh, jetzt wird gestorbe!

ama